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Das Büro im Kopf – Arbeiten im VR Home Office

Ersetzen VR (Virtual Reality) Headsets demnächst das klassische Display Setup im Home Office? Ist es bald möglich, sich virtuell beliebig viele Screens anzeigen zu lassen? Ja, gar den Büroraum in dem ich arbeite virtuell und nach Belieben zu wechseln?

Facebook Reality Labs (die Entwickler hinter Oculus) präsentierten im September 2020 ihr neues VR Headset Oculus Quest 2. Nebst Gaming stellte Facebook einen entscheidenden neuen Entwicklungsfokus vor: die Kollaboration und das Arbeiten im Home-Office. Realisiert werden soll dies mit der eigens von Facebook entwickelten App Infinite Office. Damit weckten sie mein Interesse und ich bestellte mir prompt eines dieser neuen Headsets. Kaum erhalten, versuchte ich folgendes herauszufinden: Ist die Oculus Quest 2 in ihrer aktuellen Form eine Alternative zu traditionellen Displays? Macht die Quest das Arbeiten im Home-Office angenehmer oder ist es eher noch eine Spielerei?

Wie soll das funktionieren?

VR Headsets umschliessen das Sichtfeld des Trägers komplett und blenden eine virtuelle und frei wählbare Umgebung ein. Die Quest unterscheidet sich dabei von anderen VR Headsets darin, dass sie dazu keine weiteren Geräte und keine Verbindung zu einem Computer braucht. Sie beinhaltet einen Prozessor, Batterien und alles was sie für das Tracking der realen Welt und das Einblenden der virtuellen Welt braucht.

Auf dem Headset lassen sich verschiedene Applikationen installieren. Facebooks eigene Lösung für ein VR Office war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch nicht verfügbar. Daher habe ich für meine Tests die Applikation Virtual Desktop verwendet. Damit lässt sich der Bildschirm eines laufenden Computers drahtlos auf die Quest streamen. Auf dem Computer, dessen Screen man streamen will, muss lediglich ein kleines Tool installiert werden. Die Position, Grösse und Krümmung des gestreamten Screens in der VR lassen sich dabei frei wählen. Ebenso kann man wählen in welchem Raum der Screen angezeigt werden soll. 

Damit sich diese virtuelle Umgebung echt anfühlt, muss die VR Brille die echte Umgebung des Trägers verfolgen. Dies tut sie mit Hilfe von vier Kameras, die auf die Umgebung des Trägers gerichtet sind. Die Kameras sind auch von Nutzen, um die reale Welt einzublenden, sollte der Träger einen vordefinierten Bereich verlassen. Ansonsten würden sehr schnell Kollisionen mit Wänden und Möbeln drohen.

Steuern und bedienen kann man die virtuelle Welt entweder mit den eigenen Händen oder mit zwei eigens für die VR entwickelten Controllern.

Wie sieht so ein VR Home Office aus?

Gestartet wird im Home Screen der VR Brille – oder genauer: im virtuellen Wohnzimmer. Hier lässt sich zwischen verschiedenen, architektonisch beeindruckenden Räumen wählen. Mir hat die gemütliche Glaskuppel in einer Berglandschaft am besten gefallen.

VR-Stube

In diesem Wohnzimmer lassen sich verschiedene Applikationen starten, so auch das von mir benutzte Virtual Desktop. Für meine Tests wählte ich aus vielen verfügbaren Umgebungen folgende drei: Eine Kinoleinwand, einen frei schwebenden Screen mit dem Universum im Hintergrund und einen klassischen Schreibtischarbeitsplatz.

VR-Office-SetUps

Was funktioniert gut im VR Home Office?

Von Anfang an war ich von der Vielzahl an schön gestalteten Räumen beeindruckt, aus denen man wählen kann. Die einzelnen Umgebungen wurden mit viel Liebe zum Detail entworfen und es findet sich für jeden Geschmack einen passenden Raum.

Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir das Tracking der VR Brille. Schlechtes Tracking führt zu ruckelnden Bewegungen in der virtuellen Umgebung, aber dergleichen habe ich nichts bemerkt. Ich war beeindruckt, wie schnell und fehlerfrei sich das Bild anpasst und konnte mich völlig natürlich und intuitiv im Raum umsehen. Selbst bei schnellen Kopfbewegungen sind mir keinerlei negative Effekte aufgefallen.

Zwischen verschiedenen Screens oder gar Computern umzuschalten funktionierte auch sehr zuverlässig. Das Umschalten dauert zwar jedes Mal einige Sekunden, aber es klappte in meinen Tests immer problemlos.

Mit der VR Brille konnte ich unkompliziert an verschiedenen Orten in der eigenen Wohnung arbeiten und ich hatte somit auch die Option stehend im Virtuellen Office zu arbeiten, ohne tatsächlich ein Stehpult zu Hause zu haben. Dies empfand ich als tolle Ergänzung zum klassischen Schreibtisch Setup.

Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Die grösste Schwachstelle sehe ich aktuell noch in der Auflösung der Brille. Oculus hat zwar die Auflösung im Vergleich zu älteren Modellen stark verbessert, aber die einzelnen Pixel sind immer noch relativ gut erkennbar. Beim Gaming, wo sich das Bild stark bewegt, ist dies nicht weiter störend. In einem Office Setup hingegen schon, da dort das Bild eher statisch ist und die Kopfbewegungen des Trägers minimal sind. Als Softwareentwickler verbringe ich die meiste Zeit in Entwicklungsumgebungen mit vielen Fenstern und unzähligen kleinen Schaltflächen, welche ich bei schlechter Auflösung nur äusserst mühsam bedienen kann.

Ebenfalls fehlt in der von mir getesteten Version von Virtual Desktop die Option mehrere virtuelle Screens gleichzeitig anzuzeigen. Genau darin sehe ich den grössten Reiz eines VR Arbeitsplatzes, speziell als Softwareentwickler. Facebook hat dieses Feature in ihrem Infinity Office jedoch angekündigt und sobald die App erscheint, werde ich dies als Erstes testen. Ein weiterer Nachteil ist, dass aktuell nur von einem Computer gestreamt werden kann. Die Option, von mehreren Computern aus gleichzeitig auf verschiedene, nebeneinander angeordnete, virtuelle Screens zu streamen, wäre in meinen Augen das Tüpfelchen auf dem ‚i‘.

Die Interaktion mit Maus, Tastatur und dem realen Schreibtisch präsentiert sich auch als Schwierigkeit. Im virtuellen Office werden diese Gegenstände aktuell nicht eingeblendet, wodurch die Interaktion eher umständlich wird. Durch eine Partnerschaft mit Logitech will Facebook diesen Problemen zumindest teilweise Abhilfe verschaffen. Eine eigens für VR entwickelte Tastatur soll vom Headset erkannt und auch in der virtuellen Welt korrekt eingeblendet werden, aber wie gut dies dann tatsächlich funktioniert bleibt bis zum Release und den ersten Reviews dieser Produkte offen.

Batterielaufzeit und Tragekomfort wurden zwar mit der aktuellen Version der Oculus Quest stark verbessert, doch stundenlang in der Arbeit verlieren wird man sich damit noch nicht. Nach etwa 2 Stunden macht der Akku schlapp und schon vorher wird das Tragen des Headsets unangenehm. Man kann zwar sowohl einen angenehmeren Tragriemen wie auch eine Zusatzbatterie kaufen, aber das schlägt sich ordentlich aufs Portemonnaie mit Preisen zwischen 50.- und 130.- CHF für jedes einzelne Zubehör.

Fazit

Nach einigen Arbeitsstunden im VR Office bin ich geteilter Meinung. Viele für VR essentielle Funktionen wie das Tracking funktionieren schon sehr gut. Das Streaming des Computerscreens funktionierte stabil, obwohl ich den Computer wie auch die Brille via WiFi verbunden hatte. Beeindruckt hat mich auch die Gestaltung der virtuellen Räume.

Damit ich das VR Home-Office aber Leuten weiterempfehlen kann, die nicht einfach Freude an der Technologie haben und primär einen praktischen Nutzen darin suchen, braucht es noch einige Iterationen der Brillenhard- und Software. Speziell bei der Auflösung sehe ich noch grossen Verbesserungsbedarf, bevor die Quest für die breite Masse interessant wird.

Für jemanden, der aktuell aus dem Home-Office arbeitet, bietet die Brille jedoch heute schon eine tolle Abwechslung. Gerade nach einigen Stunden intensiver Arbeit an einem klassischen Schreibtisch bietet die Quest eine interessante Alternative für leichtere Tasks, wie beispielsweise Mails aussortieren oder online einen Artikel lesen. Dies kann dank der Oculus Quest 2 wunderbar an einem anderen Ort in der Wohnung und mit einem – für viele sehr willkommenen – Tapetenwechsel geschehen.

Kommentare

Eine Antwort zu “Das Büro im Kopf – Arbeiten im VR Home Office”

  1. Alex Steiner sagt:

    An so eine Anwendung für VR hab ich gar nie gedacht. Genial.

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